Am Freitag, 21. April 2023 von 9:00 bis 16:00 Uhr im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft
„Es ist nicht der Habicht, der die Kinder in den Käfig verbannt“
Mit dem zunehmenden Wohlstand der deutschen Nachkriegsgesellschaft entstand auch die „automobile“ Gesellschaft. Das immer größer werdende Ausmaß an Mobilität für Erwachsene mithilfe des eigenen PKWs führte auch zu einer wie selbstverständlichen Inanspruchnahme von Geh- und Radwegen als Abstellflächen für das Auto. Auto-Mobilität wurde für viele Erwachsene das Synonym für Freiheit und Selbstverwirklichung.
Die Kehrseite dieser Entwicklung bedeutet sowohl für die Kinder als auch für alte und behinderte Menschen, dass sie tiefgreifende Einschränkungen in ihrer Eigenständigkeit, Mobilität, Teilhabe, Gesundheit und Rechtsansprüchen auf Gleichheit vor dem Gesetz hinnehmen müssen. Sie werden damit ihrer eigenständigen Bewegungsfreiheit beraubt.
Viele Menschen sind über die Jahrzehnte einseitig autozentrierter Vereinnahmung des öffentlichen Raumes derartig mit der Logik der automobilen Mobilität infiziert, dass sie die massive Behinderung ganzer Bevölkerungsgruppen im öffentlichen Raum nicht einmal mehr bemerken oder sie als „alternativlos“ akzeptieren; die massive Beeinträchtigung ja sogar Schädigung der schwächsten Mitglieder wird offenbar als nicht zu vermeidender Kollateralschaden gesehen.
Die Tagung wird näher beleuchten, welche Auswirkungen die heutige „Verhäuslichung“ und „Verinselung“ der Kindheit auf die geistige, körperliche und gesundheitliche Entwicklung der Kinder und auf deren Familien haben und welche Möglichkeiten es für Veränderungen gibt. Dabei wird auch die Rechtslage und deren erforderliche Änderung für eine umfassende Teilhabe aller Menschen am öffentlichen Raum betrachtet.
Grundlage der Tagung sind die Forschungen von Hüttenmoser (Dokumentationsstelle Kind und Umwelt), Sauter (Urban Mobility Research), Blinkert, Höfflin u.a. (Kinderhilfswerk) und Hüther (Neurobiologie). Sie besagen im Kern, dass bereits 4-jährige Kinder ein elementares Bedürfnis nach eigenständiger Welterkundung haben. Sie weisen allesamt auf die gravierenden Folgen der gesellschaftlichen Entsolidarisierung von den Kindern und damit von den Schutzbedürftigsten der Gesellschaft hin. Kinder benötigen für ihre soziale und kognitive Entwicklung ein sicheres und von sozial vernetzter Nachbarschaft geprägtes Wohnumfeld, in dem sie sich ohne Begleitung ihrer Bezugspersonen dem Erforschen der Umgebung und dem Suchen nach selbst geknüpften Kontakten auf den Weg machen können.
Programm
09.00 Uhr Begrüßung und Einführung
09:30 Uhr Vorträge (mit Diskussion):
(Fehlender) Raum für Kinder: was er für ihr Leben, ihre Entwicklung und das Umfeld bedeutet.
Daniel Sauter, Urban Mobility Research (Schweiz)
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Kinder- und Jugendfreundliche Lebensräume in den Kommunen - gesellschaftspolitische Ansätze zur Stärkung der Kinder
Claudia Neumann, Deutsches Kinderhilfswerk e.V., Leiterin Abteilung Kinder- und Jugendbeteiligung, Referentin Spiel und Bewegung
11.45 Uhr Rechtliche Fragen der Mobilität von Kindern und Novellierungsbedarf
Miriam Dross LL.M., Umweltbundesamt, Leiterin Fachgebiet I 2.6, Nachhaltige Mobilität in Stadt und Land
12.30 Uhr Mittagspause/Imbiss
13.30 Uhr Kinder im städtischen Straßenraum
- Welchen Gefahren und Risiken sehen Kinder sich ausgesetzt? Taugt die Straße trotzdem als Spielort?
Anke Bittkau/Ulrike Herold, Spiel Landschaft Stadt e.V., Bremen
14.30 Uhr Podiumsdiskussion
Teilnehmende: verkehrs-, ordnungs- oder kinder-/jugendpolitische Sprecher*innen der Fraktionsparteien (SPD, Grüne, Linke, CDU, FDP)
15:55 Uhr Verabschiedung
16.00 Uhr Ende der Veranstaltung
Anmeldung demnächst auf der Seite vom VCD Bremen
Die Aktiven treffen sich jeden 3. Donnerstag, 19 Uhr im Böllhaus (Katzenstraße 2, Lüneburg).
19. Januar, 16. Februar., 16 März (Achtung, auf 30. März verschoben)., 20. April., 11. Mai (Achtung, Terminverschiebung!), 8. Juni ((Achtung, Terminverschiebung!), 20. Juli., 17. August, 21. September, 19. Oktober, 16. November, 21.Dezember.
v.l.n.r.:
Astrid Völzke, Jonas Korn, Theresa Berghof