Das gelbe Fahrrad haben wir vor 4 Jahren im Rahmen einer kleinen Einweihungsfeier am Haarmannplatz in Holzminden präsentiert. Es war und ist ein Symbol für unsere Initiative und unser Anliegen.
Der Tägliche Anzeiger Holzminden schrieb damals dazu Folgendes: „Dieses kunstvoll gestaltete Fahrrad soll auf positive Weise Bürger, Verwaltung und Politiker anregen, dem Fahrrad mehr Platz einzuräumen:“
Inzwischen ist das Fahrrad in die Jahre gekommen und nicht mehr so neu und schön gestaltet wie am Anfang, aber die Symbolwirkung bleibt bestehen bzw. wird dadurch noch verstärkt. Denn auch wir sind mit unseren Bitten und Forderungen nach einem besseren Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und nach der Umsetzung des Radverkehrskonzeptes für die Stadt Holzminden nicht mehr so neu. Wir werden vielleicht wie dieses Fahrrad teilweise als störend und unbequem angesehen (um es nett zu formulieren).
Das Fahrrad soll nach Meinung einiger Bürger und Bürgerinnen entfernt werden, weil es nicht mehr in die schön gestaltete Fußgängerzone passt. Somit ist das Gelbe Fahrrad ein Stein des Anstoßes - so wie wir.
Ein weiteres Argument ist, dass ein gewisser Gewöhnungseffekt aufgetreten ist. Auch das teilen wir mit dem Gelben Fahrrad, was man an den Teilnehmerzahlen bei unseren Veranstaltungen erkennen kann. Es scheint so zu sein, dass CO2-Reduzierung und Klimaverbesserung nicht mehr im Fokus stehen. Das war vor einigen Jahren - vor allen Dingen bei der Jugend - noch anders. Die öffentliche Aufmerksamkeit widmet sich anderen Themen und „unser“ Thema ist trotz der offensichtlichen Klimaveränderungen und Folgeerscheinungen nicht populär genug. Das wird das Gelbe Fahrrad natürlich auch nicht ändern, aber trotzdem bleibt es ein Zeichen.
Wir werden der Forderung des Zeitgeistes nachkommen, indem wir das Fahrrad nicht entfernen, aber verbergen. Unser Kunstwerk verändert sich damit und bleibt doch gleich. Unsere Wünsche und Forderungen nach einem lebenswerten Planeten bleiben bestehen und wir werden weiterhin dafür eintreten. Vielleicht wird die Wichtigkeit der Klimaverbesserung doch irgendwann wieder erkannt und anerkannt.
Wir haben eines unserer ursprünglichen Ziele immer noch nicht aufgegeben: Dass immer mehr Leute überlegen, statt dem Auto das Fahrrad zu benutzen. Das funktioniert natürlich nicht immer, aber jede Strecke, die mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurückgelegt wird, ist ein Gewinn für die Umwelt. Das Fahrradfahren auch fit und beweglich hält, ist ein positiver Nebeneffekt. Um Leute für das Rad zu begeistern, muss es eine entsprechende Infrastruktur geben. Dies gilt umso mehr für die Kinder, die zum Beispiel mit dem Fahrrad zur Schule fahren.
Wir sind der Stadt Holzminden dankbar, dass aufgrund unserer Unterschriftenaktion ein Radverkehrskonzept erstellt wurde. Das ist die Grundlage für entscheidende Verbesserungen für den Radverkehr. Außerdem wurde ein Radverkehrsbeauftragter eingestellt, der sich engagiert für Verbesserungen einsetzt. Bislang sind einzelne Maßnahmen umgesetzt worden (Radverkehr entgegen der Einbahnstraße, Parkverbot in der Steinstraße, Ausbau Fuß- und Radweg Dammstraße, geplante Fahrradstraße an der Bleiche), aber es ist noch lange kein Radwegenetz vorhanden, auf dem Radfahrende sicher und ohne Hindernisse von A nach B kommen.
Somit ist der Denkanstoß durch das Gelbe Fahrrad noch lange nicht überflüssig! Tatsächlich ist es so, dass wahrscheinlich ohne uns und unsere Aktionen (Demos, Podiumsdiskussionen, Straßenfest in der Neuen Straße) das Thema Radfahren in Holzminden noch immer keine große Rolle spielen würde.
Das Gelbe Fahrrad hat jetzt schon länger am Haarmannplatz gestanden als wir und viele Holzmindener Bürger und Bürgerinnen gedacht haben. Es wurde getreten, die Blumen wurden herausgezogen, Müll wurde abgelagert, aber es steht! Manchmal fand sich auch ein bemalter Glücksstein im Fahrradkorb…
Einfach mal „Danke“ sagen, meinte die Verkehrsinitiative Nachhaltige Mobilität und startete im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche 2024 eine Aktion zum klimafreundlichen Verkehr auf dem Haarmannplatz. Danke sagen für das Rad fahren bei Wind und Wetter, für die Wahl dieses etwas unbequemeren aber klimafreundlichen Verkehrsmittels, anstatt des Autos. Aus diesem Grund wurden alle Radfahrenden mit einer kleinen Brötchentüte bedacht auf der „Danke – fürs Radfahren“ stand. Der Inhalt dieser Tüte waren ein großer Fahrradkeks, eine kleine Gummibärchentüte und Informationen/Aufkleber rund um das Thema Radfahren. Auch der Hinweis auf den ADFC-Fahrradklimatest 2024 durfte nicht fehlen. Hier können alle Radfahrenden bis zum 30.11.2024 ihre Einschätzung zur Fahrradinfrastruktur ihrer Kommune abgeben (fahrradklima-test.adfc.de).
Die Resonanz der radfahrenden Empfängerinnen und Empfänger auf diese kleine Dankeaktion war sehr positiv und viele Menschen dankten ihrerseits den Überbringenden für diese Initiative. Vielleicht nicht die letzte Aktion dieser Art?
Von der Ferne konnte man denken, die Wassergymnastiksparte des Schwimmvereins Holzminden Süd sei auf der Suche nach einer geeigneten Badestelle und die Schwimmnudeln seien ein wenig vom Gepäckträger gerutscht. Als man aber immer die gleichen Radfahrer am Samstag mittag die Neue Straße hoch und runter fahren sah, wurde dem geneigten Betrachter klar, dass hier eine andere Ursache vorliegen musste. Und tatsächlich: Das Anliegen dieser ungewöhnlichen Fahrradaktion der Verkehrsinitiative Nachhaltige Mobilität war es, die Verkehrsteilnehmer für den genügenden Seitenabstand beim Überholen eines Fahrradfahrers zu sensibilisieren.
Jeder Fahrschüler hat es natürlich hundertfach gehört, dass beim Überholen eines Fahrradfahrers ein Seitenabstand von 1,50 Meter einzuhalten ist. Wenn die Fahrstunden Vergangenheit geworden sind, wird das leider schnell vergessen. Das weiß jeder, der sich mit dem Fahrrad fortbewegt und den Außenspiegel des vorbeiziehenden Autos in gefährlicher Nähe gespürt hat. In Holzminden kommt erschwerend hinzu, dass die Fahrradstreifen lediglich eine Breite von 0,60 bis 1,40 Meter haben, ein vorbeifahrendes Auto also großen Abstand vom Fahrradstreifen einhalten muss, um die Fahrradfahrer nicht zu beeintächtigen. Deshalb schnallten sich die Protagonisten dieser Aktion die Schwimmnudel aus Schaumstoff mit einem Abstand von 1,30 m auf den Gepäckträger und fuhren einzeln auf die Neue Straße. Das Gros der motorisierten Verkehrsteilnehmer verhielt sich vorbildlich und überholte mit einem ausreichenden Abstand oder blieb hinter dem Fahrrad. Aber leider gab es auch ein paar Uneinsichtige, die hupend und gestikulierend überholten.
Unrühmlicher Höhepunkt waren ein PKW und ein Bus, die die Schwimmnudel touchierten und wegdrängten. Die Mitglieder der Initiative bekamen aber von vielen Passanten Zustimmung bis hin zu einer Frau, die nun beabsichtigt, die Schwimmnudel als feste Einrichtung an ihrem Fahrrad zu befestigen. „Man hat ein erhöhtes Sicherheitsgefühl mit der Schwimmnudel was sehr angenehm ist, weil man weiß, dass man nicht so dicht überholt wird und die Autos im Zweifel hinter einem bleiben.“ so Klaus Drescher von der Verkehrsinitiative. Mangelnde Sicherheit beim Fahrradfahren hält viele Verkehrsteilnehmer davon ab, dieses Verkehrsmittel zu wählen. Die Einhaltung des adäquaten Abstandes und die Verhängung von Bußgeldern bei Nichteinhaltung könnten ein guter Baustein zur Erhöhung des Fahrradverkehrsanteils sein, meint die Initiative.
Wolkenverhangener Himmel, eine Temperatur von 7 Grad und Nieselregen - nicht die besten Voraussetzungen um eine Unterschriftensammlung zu beginnen. Die Aktiven der Verkehrsinitiative Nachhaltige Mobilität machten sich am Samstag vormittag trotzdem daran, die Passanten in der Holzmindener Fußgängerzone um eine Unterschrift zu bitten. Mit dieser Unterschrift fordern die Holzmindener Bürger den Rat der Stadt Holzminden auf, sich um eine schnelle und intensive Förderung des Fahrradverkehrs in Holzminden zu kümmern um Klimaschutzziele und eine Erhöhung der Lebensqualität zu erreichen.
Allen Widrigkeiten zum Trotz konnten die Ehrenamtlichen innerhalb von 2 ½ Stunden ca. 150 Unterschriften sammeln und zeigten sich hochzufrieden. Gernot Liebau, Mitglied der Initiative: „Mit so vielen Unterschriften hätten wir heute morgen beim besten Willen nicht gerechnet. Das zeigt, dass das Thema vielen Bürgern unter den Nägeln brennt und es höchste Zeit wird, dass die Politik sich intensiv um die Förderung des Fahrradverkehrs in Holzminden kümmern muss.“
Die Listen liegen weiterhin an vielen Stellen in der Innenstadt aus und können auch unter „holzminden@vcd.org“ direkt angefordert werden. Die Verkehrsinitiative freut sich über jede weitere Unterschrift und wird auch weiterhin am Ball bleiben um die dringend notwendige Verkehrswende zu unterstützen.
Tilman Wittkopf