Braunschweig, 18. Juni 2025
In der aktuellen Diskussion um die Verkehrsplanung der Stadt Braunschweig kritisiert der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Kreisverband Braunschweig die jüngsten Aussagen der Industrie- und Handelskammer sowie weiterer Wirtschaftsverbände als undifferenziert und populistisch. Insbesondere die Behauptung, durch die Mobilitätswende drohe ein „Aus“ von Betrieben, entbehrt jeder sachlichen Grundlage.
Verkehrspolitik ist Klimaschutz – und Klimaschutz ist Verfassungsauftrag
„Die Stadt Braunschweig folgt mit ihrem Klimaschutzkonzept 2.0 einem klaren gesetzlichen Auftrag: dem Schutz von Klima und Gesundheit“, so der Vorstandssprecher Frank Tristram des VCD Braunschweig. „Klimaschutz ist kein ideologisches Projekt, sondern verfassungsrechtlich geboten – und der Verkehrssektor spielt dabei eine entscheidende Rolle.“ Die Velorouten sind ein zentraler Baustein für eine sichere, komfortable und nachhaltige Mobilität für alle Braunschweigerinnen und Braunschweiger.
Parkplatzangst ist unbegründet – Fakten statt Mythen
Die vom IHK-Präsidenten Tobias Hoffmann geäußerte Angst vor einem massiven Attraktivitätsverlust der Innenstadt durch den Wegfall von Parkplätzen ist unbegründet. Zahlreiche internationale Studien belegen, dass eine fahrradfreundliche Stadtgestaltung oft sogar zu höheren Umsätzen im Einzelhandel führt. „Es gibt keinen wissenschaftlich belastbaren Zusammenhang zwischen einem Parkplatz vor der Ladentür und wirtschaftlichem Erfolg“, betont der VCD. „Die Vorstellung, dass nur das Auto den städtischen Handel rettet, ist überholt.“
Innenstadtzugang bleibt erhalten – für alle
Auch Handwerker, Lieferanten und Dienstleister werden weiterhin Zugang zu Kundinnen und Kunden in der Innenstadt haben – wie es in jeder modernen Stadt üblich ist. „Ob mit Auto, Lastenrad oder E-Fahrzeug: Es gibt viele Wege, mobil und gleichzeitig umweltfreundlich zu sein. Eine kluge Verkehrsplanung schließt niemanden aus – sie schafft Angebote für alle.“
Elektromobilität sinnvoll ergänzen – nicht als Gegenmodell
Der VCD begrüßt die Forderung nach mehr Ladeinfrastruktur für E-Mobilität – allerdings dort, wo sie auch wirklich sinnvoll ist: in Parkhäusern, auf größeren Stellflächen und an strategisch gut erreichbaren Punkten. „Ein Pocket Park mit hoher Aufenthaltsqualität für Menschen ist keine verpasste Gelegenheit für Ladestationen – sondern ein echter Gewinn für das Stadtklima.“
Verkehrswende ist ein Prozess – VCD ruft zu konstruktivem Dialog auf
Der VCD Braunschweig appelliert an alle Beteiligten, die nötige Mobilitätswende nicht durch unsachliche Stimmungsmache zu blockieren. „Was wir brauchen, ist ein sachlicher, lösungsorientierter Dialog, wie wir unsere Stadt zukunftsfähig, lebenswert und klimafreundlich gestalten – und nicht das Schüren von Ängsten mit unbelegten Szenarien.“
Mit großer Besorgnis reagiert der VCD Braunschweig auf die Pläne, zur Finanzierung der Schwimmbadsanierung in Gliesmarode Mittel aus bereits beschlossenen Projekten wie den Velorouten und Pocketparks abzuziehen. Gemeinsam mit dem ADFC, dem BUND und der Initiative Fahrradstadt Braunschweig ruft der VCD daher zur Kundgebung am Freitag, den 23. Mai 2025 um 17:00 Uhr vor dem Rathaus auf.
„Es darf nicht sein, dass Klimaschutz und Schwimmen gegeneinander ausgespielt werden,“ betont der VCD. „Braunschweig braucht beides – sichere Radwege und lebenswerte grüne Stadträume ebenso wie Schwimmbäder.“
Die geplanten Kürzungen treffen zentrale Zukunftsprojekte der Stadtentwicklung: Velorouten sollen gerade jenen Menschen ein sicheres und attraktives Radfahren ermöglichen, die bisher durch gefährliche Verkehrssituationen abgeschreckt werden – darunter Kinder, Senioren und
viele alltägliche Radfahrende. Die Pocketparks wiederum sind wichtige Bausteine zur Klimaanpassung: Sie kühlen das Stadtklima, speichern Regenwasser und erhöhen die Lebensqualität in dicht bebauten Stadtteilen.
Nachhaltigkeit darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Die Umwidmung der Mittel gefährdet die Glaubwürdigkeit politischer Entscheidungen. Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen, fühlen sich getäuscht – das Vertrauen in die Umsetzung langfristiger
Strategien wie das Klimaschutzkonzept 2.0 oder den Mobilitätsentwicklungsplan (MEP) wird untergraben. Noch 2021 versprach Oberbürgermeister Thorsten Kornblum: „Das Veloroutennetz ist Teil des Maßnahmenkonzepts Radverkehr, das ich konsequent bis 2030 umsetzen werde.“ Jetzt muss sich zeigen, ob dieser Anspruch auch eingelöst wird – nur dann bleibt Politik glaubwürdig.
Der VCD fordert:
• Die vollständige Einhaltung bereits getroffener Beschlüsse zu Velorouten und Pocketparks
• Keine Umwidmung klimarelevanter Mittel zur Lösung kurzfristiger Finanzprobleme
• Eine ehrliche Debatte über neue Einnahmequellen wie Stellplatzgebühren oder verkehrsbezogene Bußgelder
„Die Verkehrswende ist kein Luxus, sie ist überlebensnotwendig“, so der VCD. „Wer bei der ersten Haushaltskrise einknickt, verspielt seine politische Glaubwürdigkeit – und gefährdet die Zukunft unserer Stadt.“
Kundgebungstermin: Freitag, 23. Mai 2025; 17:00 Uhr vor dem Rathaus Braunschweig
Motto: „Lust auf sicheres Radfahren – mehr Parks in der Stadt“
Die Umweltverbände laden alle Bürgerinnen und Bürger ein, gemeinsam ein starkes Zeichen für Klimaschutz, lebenswerte Städte und eine verlässliche Politik zu setzen.
VCD, ADFC, BUND und die Initiative Fahrradstadt Braunschweig protestieren mit einer Plakataktion gegen die Kürzungen bei Velorouten und Pocketparks.
Hintergrund: Zur Finanzierung des Schwimmbads in Gliesmarode sollen Mittel aus dem Radverkehrs- und Klimaanpassungsbudget umgewidmet werden. Eine entsprechende Beschlussvorlage liegt dem Rat der Stadt vor.
„Es darf nicht sein, dass wichtige Zukunftsprojekte gegeneinander ausgespielt werden”, betonen die Initiativen. „Ein ausreichendes Angebot an Schwimmkursen ist wichtig, aber nicht auf Kosten sicherer Radwege und dringend benötigter grüner Oasen in der Stadt.”
Aus welchem Grund sind Velorouten entscheidend?
Velorouten sollen vor allem die Menschen erreichen, die sich auf Grund unsicherer Verkehrsverhältnisse bislang nicht aufs Fahrrad trauen, darunter viele Kinder und ältere Menschen. „Insbesondere Lücken im Radwegenetz und gefährliche Kreuzungen halten zahlreiche Menschen davon ab aufs Rad zu steigen.“ stellt Jens Schütte (Vorstand ADFC Braunschweig) fest. Braunschweig hat mit seiner flachen Topografie das Potenzial zu einer echten Fahrradstadt. Doch dafür braucht es sichere und attraktiv ausgebaute Wege.
„Wer positive Erfahrungen beim Radfahren macht, steigt um und fährt häufiger. Das ist gelebter Klimaschutz im Alltag”, so Frank Tristram vom VCD Braunschweig. Der Mobilitätsentwicklungsplan der Stadt hat bereits eine klare Zielsetzung formuliert: Der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr soll deutlich steigen, um CO₂- Emissionen nachhaltig zu senken. Dieses Ziel darf nicht leichtfertig gefährdet werden.
Pocketparks – kleine Oasen mit großer Wirkung
Auch die geplanten Pocketparks sind mehr als nur grüne Schmuckstücke, der Bau ist längst überfällig. Sie helfen, die städtische Überhitzung zu begrenzen, speichern Regenwasser, entlasten die Kanalisation und tragen zur Kühlung in heißen Sommern bei. „Wenn Betonflächen sich tagsüber aufheizen und nachts keine Abkühlung mehr möglich ist, leidet die Lebensqualität und gefährdet die Gesundheit. Die für den Einzelhandel wichtige Attraktivität der Innenstadt ist massiv gefährdet.”, warnen die Umweltverbände.
Zudem leisten die kleinen Parks einen wichtigen Beitrag zum Schutz historischer Gebäude, indem sie zur Stabilisierung des Grundwasserspiegels beitragen – ein Thema, das angesichts häufiger Starkregenereignisse immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Jetzt investieren anstatt später teuer zahlen
Wissenschaftliche Studien und aktuelle Erfahrungen zeigen: Die Folgekosten von Extremwetterereignissen übersteigen die Ausgaben für Klimaschutzmaßnahmen bei Weitem. Die Initiativen appellieren daher an die Politik, Weitsicht zu zeigen.
„Wir stehen vor einer entscheidenden Wahl: Bereiten wir uns aktiv auf die Folgen der Klimakrise vor – oder nehmen wir die Schäden billigend in Kauf? Die Vorhaben dürfen nicht länger aufgeschoben werden. Braunschweig braucht zukunftsfähige Entscheidungen – jetzt!”
Sehr geehrte Ratsmitglieder,
am 18. Februar 2025 steht eine weitreichende Entscheidung an: Sie werden über den Mobilitätsentwicklungsplan (MEP) abstimmen – ein strategisches Konzept, das die Weichen für eine nachhaltige, zukunftsorientierte Mobilität in Braunschweig stellen soll. Gleichzeitig geht es um den Bahnübergang Grünewaldstraße – ein Prüfstein für die Umsetzung der MEP-Ziele in der Praxis.
Das Vorgehen rund um die zukünftige Bahnquerung an der Grünewaldstraße ist alarmierend. Die aktuelle Entwicklung zeigt: Lautstärke dominiert über fundierte Argumente. Anstatt eine sachliche verkehrspolitische Entscheidung zu treffen, scheint sich die Mehrheit im Rat dem Druck einer einzelnen Interessengruppe zu beugen. Mit der Übernahme der Forderungen des Bürgerbegehrens wird über ein komplexes verkehrstechnisches und sicherheitsrelevantes Thema entschieden – ohne ausreichende Berücksichtigung rechtlicher Rahmenbedingungen, planerischer Zwänge oder langfristiger Auswirkungen. Kurz vor der Bundestagswahl mag dieses Votum politisch opportun erscheinen, doch es verkennt die Realität:
1. Ein beschrankter Bahnübergang wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht genehmigt. Die DB InfraGO und das Eisenbahnbundesamt (EBA) unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben (§§ 2 und 3 des Eisenbahnkreuzungsgesetzes), die Sicherheit und Verkehrsfluss an Bahnübergängen priorisieren. Eine Eisenbahnüberführung bietet in beiden Aspekten deutliche Vorteile gegenüber einem beschrankten Bahnübergang und ist daher in der Abwägung zu bevorzugen.
2. Letztlich droht die dauerhafte Schließung des Bahnübergangs. Die DB InfraGO verfolgt eine klare Strategie: gefährliche Bahnübergänge werden schrittweise abgebaut. Durch die aktuelle Ratsentscheidung gibt die Stadt Braunschweig ihre Forderung nach einer leistungsfähigen Querung auf – und riskiert, dass es an dieser Stelle künftig gar keine Querung mehr gibt. Das wäre ein schwerer Rückschlag für den Fuß- und Radverkehr.
3. Ein verkehrspolitisches Eigentor für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Mit minimalem finanziellen und planerischen Aufwand für die Stadt Braunschweig, würde eine Eisenbahnüberführung eine sichere, leistungsfähige Verbindung für den Fuß- und Radverkehr schaffen – ein zentrales Element der Mobilitätswende. Stattdessen droht nun eine Verschlechterung der Verkehrssituation und eine Verlagerung des Fuß- und Radverkehrs auf längere, weniger attraktive Routen.
4. Das falsche Signal für die politische Kultur. Der Erfolg dieses Bürgerbegehrens zeigt: Wer am lautesten ruft, setzt sich durch. Sachliche Abwägungen, langfristige Planungen und gesetzliche Rahmenbedingungen spielen plötzlich eine untergeordnete Rolle. Das schafft einen gefährlichen Präzedenzfall: Entscheidungen werden nicht mehr anhand von Fakten, sondern aufgrund von Stimmungen getroffen.
Besonders irritierend ist, dass Sie einerseits mit dem MEP eine nachhaltige Mobilitätsstrategie verabschieden wollen, andererseits aber genau die Maßnahmen blockieren, die für deren Umsetzung entscheidend wären. Das ist nicht nur widersprüchlich, sondern gefährdet die Glaubwürdigkeit einer zukunftsfähigen Verkehrspolitik.
Wir fordern Sie auf, Ihrer Verantwortung für eine zukunftsfähige Mobilität gerecht zu werden. Eine kreuzungsfreie Querung an der Grünewaldstraße muss Bestand haben. Politische Entscheidungen müssen sich an Fakten, Planungssicherheit und realistischen Rahmenbedingungen orientieren – nicht an kurzfristigen Stimmungen.
Wir stellen mit Bedauern fest, dass Widerstand gegen Infrastrukturprojekte aus Umweltschutzgründen bei Vorhaben des Rad- oder Schienenverkehrs von der Politik regelmäßig aufgegriffen und teils übernommen wird, während derselbe Widerstand gegen Straßenbauprojekte meist nur zur Kenntnis genommen oder sogar aktiv bekämpft wird. Dabei scheint der Umfang des Eingriffs in die Umwelt keine Rolle zu spielen – sei es in Braunschweig oder auf Landesebene. Wir fordern daher eine konsequente, einheitliche Bewertung aller Eingriffe in die Natur sowie eine angemessene Würdigung der ökologischen Vorteile von Schienen- und Radverkehrsprojekten.
Mit freundlichen Grüßen Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Braunschweig
Frank Tristram – Vorstandssprecher des VCD Braunschweig
Kontaktdaten:
Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) Kreisverband Braunschweig
Höfenstr. 12, 38118 Braunschweig
E-Mail: braunschweig@vcd.org
Web: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/braunschweig/
Vorstandssprecher: Frank Tristram
E-Mail: frank.tristram@vcd-bs.de
Pressebilder:
VCD Braunschweig und MoVeBs appellieren an die Politik in Bund, Land und Region, die Notwendigkeit des Überfliegers im Ölper Knoten, anhand neuer Daten und unter Berücksichtigung von Verkehrs- und Klimazielen neu zu bewerten.
Die Autobahnverwaltung hat den Bau eines neuen Überfliegers am Ölper Knoten, zwischen den Autobahnen A392 und A391, angekündigt. Sie bevorzugt eine Lösung, die sich durch unnötig hohe Leistungsfähigkeit auszeichnet. Die zugrunde liegenden Berechnungen basieren auf dem Verkehrsmodell Niedersachsen von 2016, ohne aktuelle politische Ziele für Verkehrsaufkommen, Mobilitätsentwicklung, Klimaschutz oder verändertes Verkehrsverhalten zu berücksichtigen.
Ein früheres Gutachten zur Leistungsfähigkeit der Autobahnanschlussstelle Braunschweig-Süd zeigt, dass die tatsächliche Kapazität einer einspurigen Schleifenrampe (sogenanntes viertes Ohr) höher ist als theoretisch angenommen und dass keine Staus beobachtet werden. Trotzdem plant die Autobahn GmbH den Bau einer zweispurigen Überführung, obwohl eine einspurige Variante mit einem vierten Ohr ausreichend wäre. Diese würde weniger Fläche versiegeln und Geld sparen, denn eine Schleifenrampe muss ohnehin für die Bauzeit errichtet werden. In Anbetracht knapper Kassen sehen wir die 25 Mio. Euro besser investiert in z.B. den Radschnellweg nach Wolfenbüttel und Salzgitter, statt in ein viel zu großes Autobahnprojekt.
Der VCD Braunschweig und das Aktionsbündnis MoVeBS lehnen den Bau eines überdimensionierten Überfliegers ab, kritisieren die Flächenversiegelung, die hohen Kosten und die negativen Umweltauswirkungen, und fordern eine Überprüfung und Aktualisierung der Planungsdaten.
Kontaktdaten:
Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) Kreisverband Braunschweig
Höfenstr. 12
38118 Braunschweig
E-Mail: braunschweig@vcd.org
Web: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/braunschweig/
Vorstandssprecher: Frank Tristram
E-Mail: frank.tristram@vcd-bs.de
Pressebilder:
Die Bruanschweiger Zeitung berichtete über den Parking Day im Magniviertel (Leider hinter einer Bezahlgrenze). Der VCD beteiligte sich mit 12 qm Kultur.
Radio Okerwelle brachte zur PM ein Interview mit Bernd Homann als Mitglied des VCD Vorstands.
jeden 4. Mittwoch im Monat
19:00 – 21:00
Begegnungsstätte am Prinzenpark
(neben dem “Heinrich”)
Jasperallee 42
38102 Braunschweig