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Shared Space am Schiffwall?

Wie kann es Kindern, mobilitätseingeschränkten Menschen, Menschen mit Rollatoren, Rollstühlen oder Kinderwagen ermöglicht werden den Schiffwall zu begehen und zu queren? Diese Frage beschäftigt den VCD schon seit längerem. Die aktuellste Untersuchung beschäftigt sich mit der Aufstellung einer sogenannten „Shared Space-Zone.“

Zu dem Thema gab es am 19.11.2022 einen umfangreichen Bericht in der Wolfenbütteler Zeitung.

Text des Redakteurs Karl-Ernst Hueske:

So sieht es derzeit am Schiffwall an Wolfenbüttels Innen­stadtring aus: schmale Fußwege, dicht parkende Autos und Radfah­rer nur auf der Straße. Fußgänger, insbesondere auch Kinder, haben Schwierigkeiten, die Straße gefahr­los zu überqueren, wenn sie zwi­schen den parkenden Autos über die Straße Richtung Innenstadt ge­hen wollen. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Wolfenbüttel, hat sich schon im Frühjahr 2022 dieses Problems an­genommen und Überlegungen an­gestellt, wie diese unbefriedigende und teilweise gefährliche Verkehrs­situation entschärft werden kann.

Der damalige Plan mit breiteren Fußwegen und Wegnahme der 18 dort vorhandenen Parkplätze wur­de an einem Stand des VCDs in der Fußgängerzone der Öffentlichkeit vorgestellt. Damals wurden auch zahlreiche Unterschriften für die Umgestaltung des Schiffwalls zusammengetragen und die Politik und Verwaltung mit den VCD-Plänen konfrontiert. Passiert ist seitdem aber wenig, um nicht zu sagen gar nichts. Bekannt wurde nur, dass die Umgestaltung des Schiffwalls in den nächsten Jahren auf der Agenda der Stadtverwal­tung steht. Wie die Umgestaltung aussehen könnte und wann sie in Angriff genommen wird, das steht derzeit aber noch nicht fest.

Nun hat sich der VCD dieses The­mas erneut angenommen und einen besonderen Plan entwickelt, der auch schon als filmische Animation zu sehen ist. VCD-Vorstand Martin Zimmermann und seine Vorstands­kollegen können sich auf dem etwa 250 Meter langen Schiffwall eine Shared-Space-Fläche vorstellen. Shared Space bedeutet geteilte im Sinne von gemeinsamer Fläche. Auf einer derartigen Fläche, die in Deutschland erstmals in Bohmte bei Osnabrück geschaffen wurde, sind alle Verkehrsteilnehmer gleich­berechtigt. Das bedeutet: Autofah­rer, Fußgänger und Radfahrer müs­sen gegenseitig aufeinander aufpas­sen. Gegenseitige Rücksichtnahme ist das höchste Gebot auf einer Sha­red-Space-Fläche, die auch keine Extra-Fuß- oder Radwege hat. Zim­mermann weiß: „Shared Space ist kein Planungsinstrument, sondern eine Haltung mit dem Ziel der gegenseitigen Rücksichtnahme." Anzustreben sei eine Gestaltung, bei der sich Autofahrer als Gast füh­len und geringe Geschwindigkeiten wählen.

Der gemeinsame verkehrsberu­higte Raum für alle Verkehrsteilneh­mer kommt auch ohne Ampeln, kaum Schildern und Markierungen aus. Wichtig sind gute Sichtbezie­hungen zwischen den Verkehrsteil­nehmern, was am Schiffwall ohne parkende Autos möglich wäre. Der VCD vertritt die Ansicht, dass die auf dem Schiffwall vorhandenen 18 Parkplätze durchaus wegfallen könnten, da in der näheren Umge­bung ausreichend Parkplätze, unter anderem im Parkhaus Löwentor, zur Verfügung stehen.

Auch wenn der Schiffwall zum In­nenstadtring gehört, so sei er vom Verkehrsaufkommen durchaus für eine Shared-Space-Fläche geeignet, meint der VCD, der auch an einem Dienstagmorgen im September auf dem Schiffwall in der Zeit von 6 bis 10 Uhr eine Verkehrszählung durchgeführt hat. In dieser Zeit pas­sierten 1000 Autos, 300 Radfahrer und 500 Fußgänger diesen innen­stadtnahen Bereich. Diese Zahlen auf einen Tag hochgerechnet seien für eine Shared-Space-Fläche geeig­net. Autofahrer hätten auf dieser Fläche dann zwar nur noch einen Gaststatus, weil sie sehr langsam fahren müssten. Radfahrer und Fußgänger wären dort aber ge­schützter, so Zimmermann. Und auch der Verkehrslärm würde durch eine derartige Fläche redu­ziert. Es sei somit auch ein Beitrag zur Attraktivitätssteigerung der In­nenstadt.

Die Shared-Space-Pläne möchte der VCD demnächst gern der Poli­tik, der Verwaltung und der Öffent­lichkeit vorstellen. So wird das Kon­zept am 13. Dezember, 19 Uhr, im Zentrum für Umwelt und Mobilität am Kleinen Zimmerhof 13 der Öf­fentlichkeit präsentiert und zur Dis­kussion gestellt.

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