Unsere Stellungnahmen
Lüneburg, 3. März 2025
Seit wenigen Wochen ist es offiziell: es gibt einen Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt 1 in Lüneburg zur A39. Bis zum 4. März kann Klage gegen diesen Beschluss eingereicht werden. Die Mehrheit des Rates der Hansestadt Lüneburg hat sich am 3. März gegen eine solche Klage entschieden.
„Die Planungen zur Autobahn reichen viele Jahre zurück – weit vor das internationale Klimaschutzabkommen in Paris. Der Bau neuer Autobahnen ist absolut nicht mit den Klimaschutzzielen vereinbar. Allen Beteiligten, die Klimaschutz grundsätzlich ernst nehmen, ist klar, dass es dringend ein Umsteuern in der Verkehrspolitik braucht. Das ist der Bereich, in dem bisher keine Erfolge in der Senkung der CO2-Emissionen erzielt wurden. Es ist eindeutig, dass Geld und Planungskapazitäten vor allem für den Bau und Erhalt von Eisenbahnstrecken benötigt werden und im Straßenverkehr die Kapazitäten bereits mit der Sanierung der vorhandenen Infrastrukturen gebunden sind“, sagt Jonas Korn vom VCD Elbe-Heide.
Neben den katastrophalen Auswirkungen des Autobahn-Neubaus auf globaler und nationaler Ebene kommen die vielen Probleme hinzu, die der Neubau der A39 auf lokaler Ebene mit sich bringt. So wären viele Naturgebiete auf der Strecke massiv betroffen – und damit auch die dort heimischen und teils bedrohten Arten. In Lüneburg würden verschiedene Landschaften unmittelbar durch den Bau geschädigt: so das FFH-Gebiet der Ilmenau, die artenreichen Mischwälder Lüner Holz und Neue Forst sowie die Apfelallee östlich von Hagen.
Es wird durch den Bau der A39 eine Zunahme des Autoverkehrs nicht nur auf der Ostumgehung, sondern auch auf der B209 nach Artlenburg und (bei Stau oder stockendem Verkehr auf der geplanten A39) im gesamten Stadtgebiet prognostiziert. Somit droht bei jedem Unfall oder Havarie auf der A39 eine massive Beeinträchtigung des Verkehrsflusses und vor allem der Verkehrssicherheit in Lüneburg.
Die Versprechungen der Autobahnlobby werden sich zudem vermutlich auch nicht bewahrheiten: gerade die Menschen, die in Melbeck wohnen, erhoffen sich eine Entlastung vom Pkw- und vor allem Lkw-Durchgangsverkehr. Vergleichbare Straßenbauprojekte zeigen jedoch, dass statt einer Entlastung zusätzlicher Autoverkehr droht. Gerade Lkw nutzen Strecken wie die durch Melbeck oft, um mautpflichtige Straßen zu meiden.
„Die Politik und Verwaltung der Hansestadt Lüneburg haben die Aufgabe, die Interessen, der Lüneburger Bevölkerung zu vertreten. Dazu gehört, dass sie dafür zu sorgen haben, dass die Lüneburger Klimaschutzziele eingehalten und die Lüneburger Landschaften nicht geschädigt werden. Auch gehört dazu, dass die Menschen vor zusätzlichen Lärm-, Stickoxid- sowie Mikroplastikemissionen (wird hauptsächlich durch Reifenabrieb erzeugt) und vor zusätzlichen oft schweren oder gar tödlichen Verkehrsunfällen zu schützen sind. In den Planfeststellungsunterlagen ist kein brauchbares Umleitungskonzept für die Bauzeit und bei Sperrungen auf der geplanten A39 enthalten. Das bedeutet, dass von vornherein in Kauf genommen wird, dass viele Straßen Lüneburgs – auch durch Wohngebiete – massiv von zusätzlichem Autoverkehr beeinträchtigt werden – inklusive erheblichen Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit durch zusätzlichen Lkw-Verkehr“, sagt Astrid Völzke vom VCD Elbe-Heide.
Die Hansestadt Lüneburg kann die Interessen der Bevölkerung nur dann vertreten, wenn sie Klage gegen die beschriebenen Probleme des Planfeststellungsbeschlusses einlegt. Dass die Mehrheit des Rates diesen wichtigen Schritt ablehnt, bedeutet, dass dieser die berechtigen Interessen der Bevölkerung weniger wichtig sind als das ideologische und verkehrspolitisch sowie kostenmäßig höchst problematische Autobahn-Neubauprojekt A39.
Der VCD Elbe-Heide ist Mitglied im „Begleitausschuss A 39“ der Hansestadt Lüneburg und hat in diesem Gremium die Planungen über viele Jahre kritisch begleitet.
Außerordentliche Sitzung des Rates der Hansestadt Lüneburg: https://ratsinfo.stadt.lueneburg.de/bi/to010.asp?SILFDNR=7862