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Neubau der Bahntrasse - VCD Kreisverband Celle fordert mehr Sachlichkeit in der Diskussion

Die Diskussion zum Ausbau der Schieneninfrastruktur zwischen Hamburg und Hannover wird aktuell intensiv thematisiert. Aufgrund der bisher sehr einseitigen Beurteilung der Neubaustrecke ist keine differenzierte Meinungsbildung möglich.

Es steht außer Zweifel, dass für den Raum Celle eine Neubaustrecke über Bergen deutliche Beeinträchtigungen für Mensch und Natur nach sich zieht. Allerdings vermisst der VCD Kreisverband Celle in den öffentlichen Diskussionen ein möglichst objektives Abwägen der Ausbaualternativen, statt der ausschließlichen Darstellung der persönlichen Betroffenheit der hiesigen Anwohnerinnen und Anwohner im Falle einer Entscheidung für den Neubau. So sind auch massive Eingriffe an der Bestandsstrecke bei einem viergleisigen Ausbau bspw. im Raum Lüneburg zu befürchten. Was es daher braucht, ist eine faktenbasierte Abwägung aus verkehrs- und klimapolitischer Sicht anstatt einer Vorfestlegung für eine bestimmte Variante.

Der VCD Kreisverband Celle hält eine kategorische Ablehnung einer Neubaustrecke für falsch. Da über deren Nachteile in der Presse hinlänglich berichtet wurde, sollten die Vorteile und Chancen der Neubaustrecke im Vergleich zu einem Bestandsstreckenausbau mehr Raum und Gehör finden.

Zum einen ist die etwa 30 km kürzere Streckenführung zu nennen, sodass ein Neubau bereits 10 Jahre früher als ein Ausbau fertiggestellt sein würde. Weiterhin stellt die kürzere Strecke eine deutliche Attraktivitätssteigerung der umweltfreundlichen Schiene für Personen- und Güterverkehr dar. Selbsterklärend dürfte sein, dass eine kürzere Streckenführung zu geringeren Betroffenheiten führt. Auch die dünnere Besiedlung über den gesamten Streckenverlauf mit teilweiser Bündelung mit der A 7 spricht für die Neubaustrecke.

Zum anderen hat der Ausbau den großen Nachteil, dass die Bestandsinfrastruktur an vielen Stellen auch überarbeitet werden muss. „Bei einem Ausbau reicht es nicht einfach aus, zwei weitere Gleise zum Bestand zu legen“ meint Verkehrsingenieur und VCD-Mitglied Bjarne Reitz. „Zur Einhaltung der Vorgaben des wichtigen Deutschlandtakts wären bspw. die Bahnhöfe Celle und Eschede von Grund auf neu zu bauen.“ Da die Strecke während der Baumaßnahmen unverzichtbar wäre, würde es weiterhin Betrieb in einem eingeschränkten Maße geben. Dies hätte zur Folge, dass der insgesamt komplexe Ausbau nicht nur länger dauern würde, sondern auch massive Einschränkungen für den bestehenden Schienenverkehr zu befürchten sind. „Für Bahnreisende der Bestandsstrecke könnte dies einen über mehrere Jahre andauernden unattraktiven Schienenersatzverkehr bedeuten.“

Ob der vorgeschlagene reduzierte Bestandsstreckenausbau mit dem Verzicht teurer Baumaßnahmen ausreichend wäre, ist kritisch zu hinterfragen. „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Ausbau mit u.a. verbleibenden zweigleisigen Engpässen wesentliche Planungsvorgaben verfehlen wird“, schätzt Bjarne Reitz ein. „Dies würde der Bund bei der Variante nicht akzeptieren.“

Zuletzt wird das erhebliche Potential für die Region mit einem Beispiel aus Baden-Württemberg deutlich. So wurde mit dem vor einem Monat eröffneten Bahnhof bei Merklingen wieder einmal gezeigt, dass an einer Schnellfahrstrecke die Region vor Ort profitieren kann. „Weil bei der potentiellen Neubaustrecke sowieso bei Bergen ein Überholbahnhof vorgesehen ist, wäre es fatal, die Augen vor dieser historischen Chance eines attraktiven Bahnanschlusses weiterhin zu verschließen“, sagt Bjarne Reitz. „Besonders vor dem Hintergrund, dass der Bahnhof durch den Bund mitfinanziert werden würde, stellt dies für das Land Niedersachsen, das für die Gestaltung des Nahverkehrs zuständig ist, einen klaren Anreiz zur Einrichtung eines Regionalbahnhalts dar“, findet Bjarne Reitz. Solange aber das Land weiterhin den Neubau kategorisch ablehnt, werden hier realistische Chancen verspielt. Daher fordern wir vom VCD Kreisverband Celle, dass man auch die Potentiale, die sich aus der Neubaustrecke ergeben, angemessen diskutiert.

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