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Celle

Viel Lob für Umgehungsstraße und viel Kritik an Bahnneubaustrecke - Zeichen der Zeit werden nicht erkannt

Die aktuelle Berichterstattung in den Celler Medien zeigt es wieder einmal ganz klar: Bahn und Auto werden mit zweierlei Maß gemessen, in völlig verschiedenen Maßeinheiten.


Eine Autostrecke soll gebaut werden, die den Autoverkehr aus der Innenstadt heraus bringen soll, von der aber eigentlich nur der kurze Anschluss an Groß Hehlen vorbei an die bestehende Westtangente benötigt wird.

Was passiert? Es werden Plakate pro-Autostrecke aufgehängt und demonstriert, Stadtverwaltung und Politik springen mit auf, erzwingen die ganz große Lösung mit maximalem Naherholungsfraß um die ganze Stadt herum und einer weitreichenden Behinderung oder Zerstörung von bestehenden Fahrrad- und Fußverbindungen zwischen den Celler Stadtteilen. Aufschrei? Gegenprotest? Fehlanzeige.

Eine Bahnstrecke soll gebaut werden, die die Bestandsstrecke entlastet, um der Stadt eine bessere Bahnanbindung zu ermöglichen, mit halbstündlichen Metronom-Verbindungen nach Hannover und Hamburg (ohne Wartezeit in Uelzen) und eine (erstmals) brauchbare Verbindung nach Braunschweig und Wolfsburg, wahrscheinlich auch nach Bergen und Soltau.

Was passiert? Alle schreien auf, fordern Umweltschutz und "nicht in meinem Rückgarten!", beschimpfen die "verspätete Bahn", bilden Bürgerinitiativen, blockieren wo es geht. Die Politik springt mit auf, Stadt, Kreis und Land fordern unisono die kleine "Lösung" ein, die bis weit in die 2030er Jahre hinein Behinderungen und Verspätungen durch Baustellen im Bahnverkehr der Stadt erzwingt und am Ende null Vorteile für die Stadt Celle und ihre Bahnanbindung bringt, da immer noch der gesamte, stetig wachsende Fern- und Güterverkehr durch den Celler Bahnhof geleitet werden muss.

Es fällt wirklich schwer, diesen Fetisch für ein Verkehrsmittel zu verstehen, das 24 Stunden am Tag den öffentlichen Raum blockiert, sei es durch Stau oder Parken, und das alle zwei Stunden in Deutschland einen Menschen tötet, und gleichzeitig diese tief sitzende Abneigung gegen das freie, entspannte und sichere Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dass uns so die Verkehrswende hin zu einem CO2-armen Verkehr nicht gelingt, überrascht leider überhaupt nicht.

(Stefan Behnel)

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