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Celle

Kleine Schritte in Richtung Verkehrswende - Die Stadt baut die Kreuzung Jägerstraße/ Hannoversche Straße um

Während anderswo gern mal geklotzt wird, begnügt sich die Stadtverwaltung mit kleinen Schritten, wenn es um die Verkehrswende geht. Im aktuellen Fall um Verbesserungen für Radfahrende. Was bedeutet das nun für eine Kreuzung die täglich von zahllosen Schüler*innen vorwiegend mit dem Fahrrad genutzt wird? Es wird viel rote Farbe aufgespachtelt. Das ist die billigste Variante, wenn es um Maßnahmen zugunsten des Radverkehrs geht. Eine substantielle Erneuerung sieht anders aus.
Die Planungen zum Farbauftrag wurden Anfang dieses Jahres der AG Fahrrad vorgestellt und diskutiert. Im Grunde ist die AG Fahrrad ein sinnvolles Gremium für solche Entscheidungsprozesse, denn von Polizei bis zu den Fahrradverbänden sind viele Gruppen vertreten. Soweit die Theorie. Heftiger Widerstand zu den vorgelegten Plänen zum Kreuzungsumbau regte sich beim ADFC, beim VCD und anderen Teilnehmern der AG Fahrrad. Insbesondere ging es um die rot gefärbten "Todesstreifen" (offiziell: Radfahrstreifen in Mittellage), wo Radfahrende zwischen den Autospuren der rechts abbiegenden und geradeaus fahrenden Fahrzeuge fahren sollen. Es wird da wohl wenige Eltern geben, die ihren schulpflichtigen Kindern erlauben, diese "Schutzstreifen" zu benutzen. Es ist schlichtweg viel zu gefährlich, auch wenn die Polizei im angrenzenden Gebäude residiert und die Kreuzung daher im Blick haben könnte. Die Planer der Stadtverwaltung beharrten allerdings auf ihrem Konzept, Änderungsvorschläge waren gewünscht, wurden aber nicht berücksichtigt. Damit wird die Sitzung der AG Fahrrad zu einer Alibi-Veranstaltung.
Und es wäre so einfach gewesen: Aus der Sägemühlenstraße oder der Jägerstraße kommend wird jeweils einer von vier Fahrstreifen für den motorisierten Verkehr in einen ausreichend breiten Radfahrstreifen am rechten Fahrbahnrand umgewandelt. Damit werden Radfahrende sicher geführt und für Pkw und Lkw bleiben immer noch drei Fahrbahnen. Wenn dann noch die vier Stellplätze an der Hannoverschen Straße in Richtung KAV entfallen, haben auch hier Radfahrende und Fußgehende bessere Bedingungen und einen sichereren Schulweg.
Auch kann sich niemand vorstellen, dass es viele Radfahrende gibt, die freiwillig die neu markierten Aufstellflächen für des indirekte Abbiegen mitten auf der großen Kreuzung nutzen werden. Auf den anderen im Stadtgebiet derartig gestalteten Kreuzungen werden jedenfalls im Alltag so gut wie nie Radfahrende gesichtet, die diese Aufstellflächen nutzen, so Claus Stahl täglich Rad fahrendes Mitglied beim VCD (Verkehrsclub Deutschland). Nicht jedes vorliegende Regelwerk ist sinnvoll bzw. sollte es selbstverständlich sein, immer wieder neu die Alltagstauglichkeit zu prüfen.
Positiv zu vermerken ist, dass bei den teilweise erneuerten Übergängen vom Radweg auf die Fahrbahn darauf verzichtet wurde, taktile Rampen einzubringen. Diese sind für sehbehinderte Fußgehende gedacht, aber an den Radfurten unnötig und an vielen anderen Kreuzungen im Stadtgebiet ein tägliches Ärgernis für Radfahrende.
Das Resümee: In Celle ist man genügsam und voller Hoffnung, dass es viele mutige Radfahrende und wenige Unfälle gibt.

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