Niedersachsen

Niedersachsen, Landesverband Niedersachsen, Celle
Celle

Kreuzungsumbau B3 mit Celler Stolperkante

Nach sechsmonatiger Bauzeit soll die neu gestaltete Kreuzung ab Anfang April uneingeschränkt zu nutzen sein. Ziel des Umbaus war die Verbesserung des Radverkehrs und die sichere Nutzung der Kreuzung sehbehinderter Menschen mit Hilfe von taktilen Elementen und Kanten.

Claus Stahl, Mitglied im Celler Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) , hat die Baustelle in Augenschein genommen. „Die Trennung von Fußgängern Radfahrern sowie die getrennte Signalisierung sind den Planern sehr gut gelungen.“

Äußerst negativ stoßen Stahl aber die vielen Stellen auf, an denen für Fußgänger und Radfahrer einfach zu wenig Platz eingeplant wurde. „Die Breiten entsprechen nicht den gültigen Vorschriften.“ bemerkt Stahl.

Es wurde versäumt die Kreuzung im Sinne von Zu-Fuß-Gehenden umzubauen. Ein Signal in Richtung Verkehrswende ist nicht vorhanden. Viele Autospuren in jede Richtung, die restliche Fläche müssen sich Fußgehende und Radfahrende teilen. Vermeintliche Sicherheit für sehbehinderte Menschen durch umfassende Gestaltung mit taktilen Elementen ist vorgesehen, aber ausreichende Breiten für beeinträchtigte Menschen oder Menschen mit Kinderwagen, mit Kindern usw. sind nicht berücksichtigt. Man hätte von den vielen Spuren für den motorisierten Verkehr ruhig mal eine wegnehmen können als Signal für die schwächeren Verkehrsteilnehmenden, gibt Martina Sonnenberg-Ackemann vom VCD zu bedenken.

Engstellen gibt es besonders an den westlichen Bereichen für Zu-Fuß-Gehende und Radfahrende. Der Gehweg ist hier teilweise nur 1,20 m breit – absolut unzureichend für Sehbehinderte, sich begegnende Fußgänger usw.. Diese Breite widerspricht allen Planungsvorschriften.

Und dann stehen als Hindernisse auch noch ca. 20-25 cm breite Masten auf dem Gehweg (Lichtsignalanlagen, Wegweiser u.a.). Von Gleichberechtigung für Fußgehende keine Spur! Bei taktilen Elementen und taktilen Kanten wird viel investiert, aber es bleibt kein Platz für Zu-Fuß-Gehende.

Warum wurde nicht an der Süd-West-Ecke der Kreuzung ein 2m-Streifen vom nicht bebauten Grundstück gekauft? Dann hätte ausreichend Platz für die sogenannten „Nebenanlagen“ bestanden. Die Stadtverwaltung hätte rund 10 Jahre Zeit gehabt die planungsrechtlichen Voraussetzungen  für einen Ankauf eines Streifens vom Hundertmark-Grundstück  zu schaffen. Damit wäre es möglich gewesen, ausreichend Raum für Fußgänger zur Verfügung zu stellen. Auch könnte die Verwaltung mit dem Penny-Markt verhandeln, um dort Flächen für die zu-Fuß-Gehenden zu schaffen.

Regelwidrig sind aus Sicht von Sonnenberg-Ackemann die gefährlichen Kanten bei der Absenkung des Radwegs auf Fahrbahnniveau, die ohne Farbkontrast gebaut wurden. Ebenso fehlt ein taktiler Begrenzungsstreifen zwischen Radweg und Gehweg.

Die ausgebildeten taktilen Kanten gefährden alle Verkehrsteilnehmer auf Rädern. Die Stadt hat aus den zahlreichen Unfällen an der Kreuzung Weder Weg oder and der Blumlage nichts gelernt. Wieder werden unnötige Gefahrenstellen für Stürze neu (sic!) gebaut. Ein erster Sturz konnte beobachtet werden. Vor der Aral-Tankstelle ist eine junge Frau an der ca. 12 cm hohen taktilen Kante mit ihrem E-Scooter gestürzt. Zumindest im Bereich Hehlentorstift sollen laut Aussagen der Verkehrsplaner Anpassungsarbeiten stattfinden.

 

Unverständlich ist es für Claus Stahl wie es bei einer solch intensiv genutzten Kreuzung noch eine Tankstellenzufahrt für den motorisierten Individualverkehr geben kann? Das ist mit Sicherheit nicht regelkonform und gefährdet alle nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer erheblich. Hier hätte die Chance bestanden, die Zufahrt für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zurückzubauen.


Wer sich vor Ort auskennt weiß, dass eine gut ausgebaute breite Zufahrt (also die Hauptzufahrt) an der Georg-Wilhelm-Straße vorhanden ist. Eine Hauptzufahrt zu einer Tankstelle über Fußgänger- und Fahrradbereiche in einer vielgenutzten Kreuzung zu bauen, wäre ausgesprochen fahrlässig. Hier zeigt sich einmal mehr, welchen Stellenwert die nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer in der Verkehrsplanung haben.

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