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VCD Niedersachsen fordert einen Bahnplan Nahverkehr Niedersachsen

Der VCD-Landesverband Niedersachsen hatte zu einer Veranstaltung des Netzwerks Reaktivierung unter dem Motto „Von der Reaktivierung zum Bahnplan Nahverkehr Niedersachsen“ eingeladen, die von vielen Interessierten aus Verbänden, Initiativen und allen Bereichen der Bahnpolitik besucht worden ist.

Im Mittelpunkt des Interesses stand das Gespräch mit den verkehrspolitischen Sprechenden der gegenwärtigen Regierungskoalition in Hannover, der Landtagsabgeordneten Dörte Liebetruth (SPD) und dem Landtagsabgeordneten Stephan Christ (B’90/Grüne). Sie betonten beide, dass sie sich darüber freuen, dass der Reaktivierungsprozess im Blick auf Bahnstrecken in Niedersachsen wieder in Gang komme. Beide stellten sich den Fragen der interessierten Teilnehmenden und wollten die Interessen der Initiativen im sich konstituierenden Lenkungskreis berücksichtigen. Dazu gehörte die Frage, wie schnell es denn jetzt mit den Reaktivierungsvorhaben gehen könne und ob man nicht „Popup“- Reaktivierungen vorauslaufen lassen könne, indem man Bahnverkehre an Wochenenden auf den in Frage kommenden Bahnstrecken bestellt.

Eingeladen waren außerdem Vertreter von Reaktivierungsvorhaben aus allen Teilen Niedersachsens, die ihre Projekte vorstellten. Gemeinsam war ihnen, dass sie es nicht auf einzelne Bahnstrecken abgesehen hatten, sondern ganze Netze im Fokus hatten. Den Blick über die Landesgrenzen wagte der VCD nach Sachsen-Anhalt, Bremen und Nordrhein-Westfalen.

Thorsten Hensel vom länderübergreifenden Förderverein Jeetze(l)talbahn beschrieb die mögliche Netzwirkung einer Reaktivierung der Jeetze(l)talbahn von Dannenberg über Lüchow bis nach Salzwedel in der Altmark und einer Fortführung bis nach Oebisfelde bzw. Wolfsburg. Hans-Christian Friedrichs berichtete in diesem Zusammenhang von der aktuellen Situation der Wendlandbahn, der Lebensader des Wendlandes, und dass dringend eine Überprüfung der aktuellen Streckensperrung geboten sei.

Im Vortrag von Prof. Dr. Volker Stölting von der TH Köln ging es um das „Sulinger Kreuz“. Auch hier besteht ein großes Potenzial bei ganzheitlicher Betrachtung und Einbeziehung eines moderaten Güterverkehrs.

Besonders eindrucksvoll war die Vorstellung des „Bahnplans Ost-Friesland“ durch Jürgen Rachner von der Verkehrsregion-Nahverkehr Ems-Jade (VEJ), der die Erreichbarkeit der Ostfriesischen Inseln über die Bahn im Blick hatte.

„Einfach einsteigen“, eine junge Initiative, die ihren Ausgangspunkt in Bremen hat, ist mit dem Thema der Veranstaltung schon seit einiger Zeit beschäftigt und stellte ihre Arbeit unter dem Motto „Verkehrswende, Daseinsvorsorge und Anbindung des la?ndlichen Raums - Ein Netzvorschlag fu?r den niedersächsischen Schienenpersonennahverkehr“ vor, die im Herbst veröffentlicht werden soll. Netzbildung und damit Netzwirkung sollten also ein wichtiger Gesichtspunkt neben der Verbindung von Mittelzentren und touristisch relevanter Destinationen sein, sagten Mark Peter Wege und Frederik Burdorf von „Einfach einsteigen“.

Thomas Dippert vom VCD Minden-Lübbecke Herford stellte den Entwurf einer „Regio-S-Bahn OWL“ mit integrierter Wittlager Kreisbahn vor, die eine direkte Verbindung ins niedersächsische Bohmte vorsieht.

Zu Beginn der Veranstaltung, nach dem Grußwort des Landesvorsitzenden Martin Mützel, war Dr. Wolfgang Konukiewitz auf die kürzlich vorgelegte Verkehrsprognose des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr eingegangen. Auffällig sei dort, dass für 2051 der verhältnismäßige Rückgang des Verkehrs auf der Schiene gegenüber der Straße prognostiziert sei, wobei der Lkw-Verkehr um 54% wachse. Das läge daran, dass die rapide anwachsende Zunahme des Post- und Stückgutverkehres nicht durch die Schiene bewältigt werden könne, sondern nur auf der Straße durch Lkw erfolgen müsse. Dem widersprach Konukiewitz heftig. Ohne die Schiene könne demnach eine Verkehrswende nicht erfolgen. Er führte aus, dass Post und Stückgut dahin transportiert werden, wo Menschen wohnen. Es müsse in gewissen Bereichen eine Kombination von Güter- und Personenverkehr erfolgen, zu der sich die Eisenbahningenieure Gedanken machen müssen.

Hans-Christian Friedrichs, der die Versammlung geleitet hatte, schloss mit einem Appell, der Schiene ab sofort gegenüber der Straße höhere Priorität einzuräumen. Um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen, sei es unabdingbar, endlich das „Gießkannenprinzip“ von der politischen Agenda zu streichen.

 

Nachfragen: Hans-Christian Friedrichs, 0160 5541402 oder Dr. Wolfgang Konukiewitz, 0172 9726503

 

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