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Dauerthema Wendlandbahn: Wiederinbetriebnahme verzögert sich, Beschleunigung ist ungewiss

Lüneburg, 08.03.2023. Julia Verlinden, MdB, hatte nach Lüneburg zu einem Treffen rund um das Thema Wendlandbahn eingeladen. Dabei ging es in erster Linie um die Erhöhung der Streckengeschwindigkeit von 60 auf 80 km/h. Aber auch die Wiederinbetriebnahme der Strecke nach Sanierung maroder Schwellen war Thema.

Wenn alles gut geht, soll die Wendlandbahn ab Dezember 2028 im Zweistundentakt und mit max 80 km/h zwischen Dannenberg und Lüneburg verkehren. Dafür muss aber zuerst die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme, also ein Nutzen-Kosten-Verhältnis > 1,0, festgestellt werden. Derzeit laufen die Kosten allerdings davon. Sie stiegen von ursprünglich 600.000 Euro auf inzwischen geschätzte 15 – 16 Mio. Euro. Der VCD Niedersachsen, der Förderverein Jeetze(l)talbahn und der Landkreis Lüchow-Dannenberg betrachten bei der Schieneninfrastruktur in Nordostniedersachsen auch die Jeetze(l)talbahn, also die Bahnstrecke von Dannenberg über Lüchow in die Altmark nach Salzwedel, als wichtigen Baustein. 78 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und 32 nach der „Wende“ sollte diese teilungsbedingt unterbrochene Bahnstrecke endlich wieder hergestellt werden. Insbesondere die Ertüchtigung für den moderaten Güterverkehr und die Herstellung einer Netzfunktion mit Anschluss von Salzwedel könnte der Strecke die notwendigen Finanzspritzen aus dem Bund und den Ländern bringen, die die Kosten für die SPNV-Reaktivierung dann reduzierten. Hier dämpfte die LNVG, die für eine Verbindung von Dannenberg nach Salzwedel vermeintlich bessere Alternativen als die Bahn sieht. Schmerzhaft bleibt aus Sicht des VCD die geplante Schließung von drei Haltepunkten, um den Zweistundentakt mit nur einem Fahrzeug zu ermöglichen. Mit einer Streckengeschwindigkeit von 100 km/h könnten die Haltepunkte erhalten bleiben. Allerdings finge man dann bei der Planung wieder von vorne an, so die LNVG, und die Kosten wären noch einmal deutlich höher.

Große Schwierigkeiten macht auch die derzeitige Sanierung der Strecke. Eigentlich ist die Wendlandbahn mit den hochwertigen Schwellen der Streckenklasse D4 ausgestattet. Von diesen sollen aber 20.000 Mängel haben und ausgetauscht werden. Seit der Streckensperrung im November 2022 ist aber nicht viel passiert. Grund dafür ist, dass die Bahn solche Arbeiten nicht selbst durchführt, sondern europaweit ausschreibt. Bei den bisherigen Ausschreibungen haben sich leider keine Unternehmen beworben. Nun soll es eine dritte vereinfachte Ausschreibung richten.

Besonders für die Ertüchtigung der Wendlandbahn mahnt der VCD Niedersachsen unkonventionelle Lösungen und Eile an. Auch bzgl. der Reaktivierung der Jeete(l)talbahn muss es schneller gehen. Bei der nächsten von der Landesregierung geplanten Runde an Reaktivierungsvorhaben erwarten wir eine korrekte Bewertung der Knotenfunktion Salzwedels, unabhängig davon, ob die Stadt in einem anderen Bundesland liegt oder nicht. Auch der Güterverkehr muss in einem Gesamtkonzept zielführend berücksichtigt werden. Hier muss unbedingt behördenübergreifend gehandelt werden, um die Verkehrswende und die Stärkung der Schiene insgesamt voran zu bringen.

Hans-Christian Friedrichs, VCD Landesverband Niedersachsen

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