Niedersachsen

Wolfenbüttel, Infrastruktur, Radverkehr, Verkehrspolitik
Wolfenbüttel

Radschnellweg nach Braunschweig - Stellungnahme des ADFC Wolfenbüttel

In Wolfenbüttel wurde in den letzten Wochen kontrovers über den geplanten Radschnellweg zwischen Wolfenbüttel und Braunschweig diskutiert. Der VCD dokumentiert hier die Stellungnahme des ADFC Wolfenbüttel, die der VCD Wolfenbüttel grundsätzlich unterstützt.

Grafik: Regionalverband Großraum Braunschweig

Radschnellweg Braunschweig-Wolfenbüttel
 

Ein Projekt für die Umwelt

Aufgrund der Meinungsbekundungen in der Presse von Anwohner*innen des Schiefen Berges, die teilweise emotional und von Bestandsängsten geprägt waren, möchte der ADFC einige Sachinformationen zu der Entwicklung und den Rahmenbedingungen von Radschnellwegen (RSW) geben. Für unsere Region hatte erstmalig die Metropolregion Hannover/Braunschweig/Göttingen/Wolfsburg 2010 die Verbindung Wolfenbüttel/Braunschweig mit einer Machbarkeitsstudie zur Erstellung eines Radschnellweges untersucht. Damals wurde bereits der Vorschlag einer neuen Brücke über die Autobahn eingebracht, um eine möglichst direkte Streckenführung zu realisieren. In Braunschweig stritt man sich damals um die Führung im Bürgerpark, in Wolfenbüttel wurde das Prinzip RSW noch nicht verstanden. Lediglich Göttingen baute den ebenfalls in der Studie untersuchten sog. E-Rad-Schnellweg vom Bahnhof zur Universität. Erst 2017 untersuchte der Regionalverband in einer Machbarkeitsstudie die Potenziale von zwölf RSW der Region und kam zu dem Ergebnis, dass die Relation Braunschweig-Wolfenbüttel, gefolgt von Braunschweig-Salzgitter und Braunschweig-Wolfsburg die stärkste Nutzung in der Region erwarten lässt. Daraufhin stellten die betroffenen Kommunen dem Regionalverband Planungsgelder zur Verfügung. Für die Radschnellwege Braunschweig-Wolfenbüttel sowie Braunschweig-Salzgitter stehen Fördergelder des Bundes zur Verfügung und ein Planungsbüro wird derzeit beauftragt. Entwürfe zur Trassenführung und zu den konkreten Kosten sind Bestandteil des Planungsauftrages. Die Ergebnisse werden in den politischen Gremien der Kommunen anschließend diskutiert. Ziel von Radschnellwegen: sie sollen schnelle, direkte, ganzjährig nutzbare, komfortable, wo möglich bevorrechtigte Radwegeverbindungen für den Alltagsverkehr darstellen, die das Ziel haben, Verkehrsanteile vom Auto auf das Fahrrad zu verlagern. Durch die geringe Entfernung zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, aber auch durch die zunehmende Verbreitung von Pedelecs, sind die Planungen erfolgversprechend. Der Erfolg des RSW hängt im Wesentlichen von seiner Direktheit und der Anbindung der Quellen und Ziele ab. Daher haben ADFC Braunschweig und Wolfenbüttel schon früh die Hauptlinie zwischen dem Europaplatz in Braun-schweig und dem Grünen Platz in Wolfenbüttel gesehen. Natürlich muss es Zubringer zu wichtigen Zielen und Quellen, wie den Wohngebieten, den Innenstädten und den Hauptarbeitsorten bzw. Bildungseinrichtungen geben. Bei Beachtung der Hauptkriterien für RSW fallen bestimmte Trassen wie beispielsweise die durch Überschwemmungsgebiete oder in Bezug auf Quellen oder Ziele sehr weit abseits gelegene Führungen aus. Der ADFC Wolfenbüttel präferiert daher weiterhin die Verbindung vom Grünen Platz über die (durchgehende) Fahrradstraße Alter Weg, weiter am Westrand des Lechlumer Holzes, über eine neue Autobahnbrücke zum Neubaugebiet in Klein Stöckheim. Die Führung in Braunschweig ist noch unklar. Natürlich müssen entsprechende Wege und Bereiche für Fußgänger berücksichtigt werden und ebenso müssen RadfahrerInnen Notarzt- und Krankenwagen mit Sondersignal bevorrechtigt passieren lassen. Dass ein Radschnellweg den Wohnwert beeinträchtigt, für Wildtiere eine nichtpassierbare Schneise darstellt und die Erreichbarkeit der Kindertagesstätte beeinträchtigt, sind wohl eher vorgeschobene Argumente. Vielmehr wird es so sein, dass der Auto-Schleichwegeverkehr über den Alten Weg nachlässt und die Sicherheit und die Wohnqualität dort steigen werden. Mit insgesamt 17 Millionen Euro für die beiden Verbindungen Braunschweig-Wolfenbüttel und Braunschweig-Salzgitter wirkt das Bauprojekt teurer, im Vergleich zum Neubau von Landstraßen oder Autobahnen, wo ein Kilometer mit 5 bis 10 Millionen Euro veranschlagt wird, relativiert sich das aber. Dass der motorisierte Verkehr seine Wege über Steuern selbst finanziert, ist eine fehlerhafte Annahme aus dem letzten Jahrhundert: Die Gesellschaft zahlt für jeden mit dem Auto gefahrenen Kilometer unter Berücksichtigung aller Kosten der Verkehrsträger 6 ct/km, der Radverkehr dagegen erwirtschaftet 1,6 ct/km durch eingesparte Gesundheits- und Umweltkosten.

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